Transparenz als Neujahrswunsch

4. Januar 2008

Es ist wieder einmal Zeit für die vielen guten Wünsche, wie wir sie uns selber und anderen zum Jahresbeginn mit auf den Weg geben. Daher die nahe liegende Frage: Was wünscht sich der „Anhalter durch die Arbeitswelt” – für die Arbeitswelt?

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Einen ersten Hinweis findet man hierfür zum Jahreswechsel in der Tagespresse: Dort werden unter der Überschrift „Was machen wir hier eigentlich” Informationen aus einer internen Mitarbeiterbefragung bei der Deutschen Telekom veröffentlicht, wonach die Mitarbeiter weder wissen, wohin der Weg geht, noch ahnen, wie man dort hinkommen könnte. Auch wenn die Ergebnisse der Befragung teilweise sehr dramatisch erscheinen, sind sie nicht nur ein Problem der Deutschen Telekom. Sie sind – vielleicht nicht so stark – auch bei anderen Unternehmen beobachtbar. Und genau daraus resultiert der Wunsch des „Anhalters durch die Arbeitswelt”: Mehr Transparenz!

Der Reiseführer durch die Arbeitswelt protokolliert: „Interne Unternehmenstransparenz bezieht sich auf Klarheit von Strategie, Entwicklungssystem sowie Entlohnung und ist (1) aus Sicht des Unternehmens gegeben, (2) aus Sicht der Mitarbeiter häufig ein Schwachpunkt, gleichzeitig (3) aber ein extrem wichtiger Motivator, der (4) gute von schlechter Personalarbeit unterscheidet.”

Wichtig ist hier das Wort „Klarheit”: Wie aus dem Saarbrücker Arbeitsweltmonitor bekannt, klagen Mitarbeiter weniger über das Volumen von Informationen. Vielmehr wird vieles propagiert, letztlich aber nicht realisiert und gelebt. Dies gilt vor allem für Aspekte aus dem Bereich Karriere und Entwicklung (Wie soll oder kann es weitergehen?). Die Defizite sind daher – anders als die landläufige Meinung – nicht etwa nur Kommunikationsprobleme. Vielmehr sind es fehlende Entscheidungen und klare Konzepte.

Mitarbeiter haben ein gutes Gespür für inhaltsleere Worte, hinter denen Konzeptionslosigkeit steckt: Wenn von Marktführer, Kernkompetenz oder Benchmark gesprochen wird, dann sind Mitarbeiter genauso schlau wie zuvor – können aber auch nicht schlauer sein, weil es die Unternehmensleitung vielleicht auch nicht ist. Ansonsten gilt auch hier die Informatio Diametrales: Gerade das wird in internen Broschüren propagiert, was fehlt.

Ferner definiert der Reiseführer durch die Arbeitswelt: „Externe Unternehmenstransparenz ist (1) gesetzlich vom Prinzip her vorgeschrieben und bezieht sich auf (2) Durchschnittswerte sowie Veränderungen zu Personalbestand, Arbeitszeit, Betriebszugehörigkeit, Durchschnittsalter und realisierter Personalentwicklung, wird (3) vom Unternehmen selten geliefert, weil es (4) extern nicht nachgefragt wird und (5) Personaler z.B. im Geschäftsbericht lieber weniger als mehr schreiben.”

Wichtig hier ist „wird extern nicht nachgefragt”: Obwohl Kapitalgeber wie auch die generelle Öffentlichkeit Interesse an diesen Zahlen haben sollten, werden sie nicht nachgefragt und daher auch nur ganz selten geliefert. Die wenigsten DAX30-Unternehmen haben Informationen zur Arbeitszeit, zur Personalentwicklung oder zum Durchschnittsalter. Übrigens: Mustergültig ist hier der Geschäftsbericht der Deutschen Bank. Die meisten Unternehmen jedoch ignorieren die Forderung des Gesetzgebers, wonach Unternehmen „umfassend über Chancen und Risiken” informieren müssen – eigentlich ein Skandal, wenn man bedenkt, dass auch Bewerber sich häufig über den Geschäftsbericht informieren.

Also – um die Wünsche zu erfüllen: Viel zu tun bei der internen Transparenz, weil diese die Mitarbeiter wirklich wollen. Dagegen gibt es (leider) wenig zu tun bei der externen Transparenz: Die fehlt nahezu vollkommen, wird aber offenbar von niemandem auf den Wunschzettel gesetzt.

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P.S.: Im historischen Vorläufer dieses Blogs, nämlich im Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis” warnt allerdings Max Quordelplie mit seinem bekannten „Aber-nicht-doch-Lächeln” vor zuviel Transparenz: „Was passiert, wenn sich die kraftfeldgepanzerte Kuppel über uns in Transparenz auflöst und einen undurchdringlichen Himmel mit alten Lichtern aus bleiern aufgequollener Sterne zeigt und wir wirklich wissen, daß uns allen ein wundervoller Apokalypse-Abend bevorsteht!”

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