Politiker als Vorbild: Die Opposition der Unwilligen

16. Oktober 2013

Ein trauriges Thema: Was wäre eigentlich, wenn man sich in einem Unternehmen so verhalten würde, wie es gegenwärtig unsere Politiker tun? Dürfen gewählte Volksvertreter wirklich die Arbeit verweigern?

Den Anfang machte Peer Steinbrück: Ich will meinem Land dienen – aber nur als Bundeskanzler; ansonsten halte ich weiterhin für viel Geld Vorträge. Dann kam Kristina Schröder: Mein Amt als Familienministerin ist nicht mit meiner Familie vereinbar – aber ansonsten ist meine Familienpolitik super. Und Claudia Roth wollte gleich nur noch als Bundestagsvize auf alle anderen herunterschauen. Dann kam eine ganze Partei daher: Die Brücken, die von der Union zu uns Grünen gebaut wurden, sind nicht groß genug – also verweigern wir die Mitarbeit, denn schließlich haben „nur“ 6% der Wahlberechtigten uns gewählt. Und es geht munter weiter….

Der Reiseführer „Per Anhalter durch die Arbeitswelt“ fordert: Wir brauchen eine Casting-Show, bei der – geführt und geschult durch gute „Coaches“ (und hier steht der Autor des Reiseführers gerne bereit) – quer über und auch neben den existierenden Parteien eine Regierung der Willigen und Kompetenten gesucht wird.

Vielleicht bekommen wir dann eine Bundesregierung bestehend aus Angela Merkel (Vorsitz), Ilse Aigner (Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Katrin Göring-Eckardt (Werte, Kirche und Kultur), Ursula von der Leyen (Innen), Peter Ramsauer (Verkehr), Wolfgang Schäuble (Finanzen), Manuela Schwesig (Familie), Sahra Wagenknecht (Wirtschaft), Guido Westerwelle (Außen), sowie als Nicht-Politiker Brigitta Wolf (Bildung) und diverse andere.

Wenn man dann nur noch fordert, dass nicht mehr alle zu allem zustimmen müssen, dann könnte eine derartige Regierung endlich anfangen, Probleme zu lösen.

Denn Probleme haben wir genug – vor allem in der Arbeitswelt: Immer mehr Beschäftigungsverhältnisse rutschen in die Marginalisierung. Mindestlohn ist wichtig, aber keine Allzweckwaffe. Kommt ein gesetzlicher Mindestlohn, dann ist dies eine Entmündigung der Gewerkschaften (Herrn Müntefering sei Dank) und ohne starke Gewerkschaften wird es vor allem arbeitnehmerseitig schwierig. Ein Verbot von Fleischessen, Leiharbeit und Werkvertrag macht auch keinen Sinn. Das Modell „Aufstocker“ gehört ebenso abgeschafft, wie alle Derivate davon, auch wenn Daimler und andere davon profitieren. Dann muss auf europäischer Ebene nachgedacht werden: Steuerminimierungsmodelle wie von Amazon und anderen darf es nicht geben, wo in Deutschland allenfalls die Kunden sitzen, Logistikzentren aber in Polen und Gewinnverwender hingegen in Luxemburg. Was passiert überhaupt mit der „Vision Europa“? Was passiert mit unserer Umwelt und mit einer nachhaltigen Zukunftsgestaltung? Und wollen wir wirklich weiterhin Big-Data-Kontrollen und die Aufgabe der bürgerlichen Grundrechte? Die Arbeitswelt wird immer radikaler (Massenentlassungen), gesundheitsschädigender (Burnout), demotivierender (Leistungsdruck) und unpersönlicher (Identitätskrise). Und dann gibt es noch die verunglückte Bildungsreform („Bologna“), bei der der Scherbenhaufen so groß ist, dass man vor lauter Scherben das Problem nicht mehr sieht und Hochschulen zur feudalistisch zentralgesteuerten Massenfertigung degenerieren. Gefährlich: Hier geht es nicht nur um die Zufriedenheit verwöhnt wirkender Studenten, sondern um ein generelles Herumdoktern am „Wissensstandort Deutschland“.

Wenn man sich diese Liste anschaut, dann versteht man, warum Politiker sich lieber verweigern. Trotzdem ist das  keine Lösung.

Der Reiseführer „Per Anhalter durch die Arbeitswelt“ fürchtet: Wir bekommen zwei Jahre eine große Stillstandskoalition, dann zwei Jahre das „Gabrielsche Rot-Rot-Grün-Kombinat“, dann Neuwahlen und das Spiel wird von vorne beginnen.

Daher zum Abschluss ein wieder wirklich praktischer Vorschlag: Unsere Bundeskanzlerin soll die oben genannten Personen in ihr Kabinett berufen und sich vielleicht auf diese Weise die Stimmenmehrheit im Bundestag sichern.

Und noch ein zweiter Vorschlag: Wir Bürger sollten alle Verweigerungspolitiker auf eine schwarze Liste setzen, ihre Talk-Shows boykottieren (wo genau diese immer gleichen Personen immer wieder auftauchen), Artikel von und über sie nicht mehr lesen, ihre Webseiten links liegen lassen und in vier Jahren diese Personen einfach nicht mehr wählen. Und wenn ganze Parteien blockieren, dann sollten wir uns auch von ihnen verabschieden. Die FDP hat den Anfang gemacht. Vielleicht sind die Grünen die nächsten.

P.S.: Schaut man in den ursprünglichen Reiseführer, den Douglas Adams als Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschrieben hat, so kommen dort Politiker vermutlich aus gutem Grund nicht mehr vor. Es gibt lediglich eine kurze Referenz zur Steuerpolitik und eine nicht näher beschriebene Absatzpolitikerin, die als die Hochrufe auf ihre Person verebbt waren, stolz erklärt: „Wir haben eine Kultur begründet. Einer unserer Filmproduzenten stellt bereits einen faszinierenden Kulturfilm über Höhlenmenschen her.“ Vermutlich meint sie mit „Höhlenmensch“ uns Wähler.

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