Der Bewerber liest mit Staunen: “Bringen Sie zum Vorstellungsgespräch bitte einen Gegenstand mit, der sie wirklich umfassend charakterisiert”.
Dass Unternehmen im Bewerbungsverfahren versuchen, die Kandidaten möglichst gut zu durchschauen, ist bekannt und legitim. Dass es dabei durchaus interessante Verfahren gibt, ist ebenfalls bekannt, wenngleich einige Varianten bei manchen Bewerbern ein Stirnrunzeln hervorrufen – verbunden mit der Frage, nach der optimalen Vorbereitung auf dieses Spiel.
Was ist zu tun?
Natürlich gilt als erstes der zentrale Satz aus dem zentralen Buch von Douglas Adams: “Don’t panic”.
Als zweites gilt es, einen Gegenstand zu finden. Dazu der Vorschlag aus dem Reiseführer „Per Anhalter durch die Arbeitswelt“: “Soll zum Vorstellungsgespräch ein Gegenstand mitgebracht werden, so sollte dieser (a) authentisch sein, (b) die Möglichkeit bieten, darüber ausführlich zu sprechen und (c) eine Beziehung zum Besitzer des Gegenstandes erlauben”. Ansonsten spielt es keine Rolle, ob ein Zahnstocher, ein echtes Bild von Dalí, ein Tischtennisball oder eine Barbie-Puppe mitgebracht wird.
Als drittes beginnt der schwierige Teil. Dazu folgender Rat: “Man sollte sich die Begründung, warum gerade dieser Gegenstand charakteristisch ist, vorher gründlich und umfassend überlegen. Die Geschichte sollte mindestens 10 Sätze plus mindestens 5 Back-Up-Argumente umfassen”.
Als vierten Punkt sollte man sich vergegenwärtigen, was hinter dieser Frage stecken kann. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: Handelt es sich um ein projektives Verfahren, dann geht es nicht um den Gegenstand, sondern ausschließlich um die Begründung. Diese Variante ist die wahrscheinlichste. Eher unwahrscheinlich als Hintergrund ist ein prognostisches Verfahren, bei dem es nicht um die Geschichte, sondern um den Gegenstand geht: In diesem Fall verfügt das Unternehmen über Informationen, was erfolgreiche Mitarbeiter als Gegenstand gewählt haben, und verwendet diese als Prädiktor. Früher gab es diese Logik verbunden mit der Frage “Welches Auto fahren Sie?”. Am unproblematischsten ist das gruppendynamische Verfahren: Hier werden alle Bewerber aufgefordert, gemeinsam aus den mitgebrachten Gegenständen einen neuen Gegenstand zu bauen.
Falls es noch weitere Möglichkeiten oder Erfahrungen mit dieser Selektionsform gibt, freut sich der Autor dieser Zeilen über einen entsprechenden Hinweis.
P.S.: Im ursprünglichen Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ kommt man sehr schnell auf eine Antwort: Er rät allen Reisenden, immer ein Handtuch mitzubringen und möglichst rasch vorzuzeigen. Die einleuchtende Begründung: “Wenn ein Nicht-Anhalter dahinter kommt, daß ein Anhalter sein Handtuch bei sich hat, wird er automatisch … denken, daß ein Mann, der kreuz und quer durch die Galaxis trampt … und trotzdem noch weiß, wo sein Handtuch ist, eben ein Mann sein muß, auf den man sich verlassen kann.”
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