Ja, er kommt wieder! Und damit können wir Jürgen Klinsmann (und die Entscheidung von Bayern München) wieder in die Diskussion um die Entwicklungen der aktuellen Arbeitswelt einbringen.
Rückblick: Bereits im August 2005 verfasste der Autor dieses Reiseführers einen kleinen Artikel mit der Überschrift „Von Klinsmann lernen!” und diskutierte Klinsmanns Leitbildfunktion als Führungskraft. Schon damals wurden diese Aussagen aber äußerst kontrovers diskutiert.
Unter anderem erschien im Februar 2006 in einem Management-Hochglanzmagazin ein Artikel über Fußballtrainer, in dem die wirklichen Supertrainer vorgestellt wurden, nämlich Peter Neururer, Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klopp. Die Idee, Jürgen Klinsmann dagegen ganz groß mit seinem Stil als neue Form und gar als Leitbild zu präsentieren, wurde von der Herausgeberin kategorisch abgelehnt. Nein, man ist/war sich irgendwie mit den Fachleuten einig, dass Klinsmann nicht in diese Gruppe der „richtigen” Trainer und Führungskräfte gehört. Lediglich den kurzen Satz, wonach Klinsmann ein lebendes Beispiel für den transformationalen Führungsstil darstellt, konnte man der Redaktion abringen.
Und damit sind wir beim „Prinzip Klinsmann 1″ und beim Eintrag in den Reiseführer „Per Anhalter durch die Arbeitswelt” angekommen: „`Das Prinzip Klinsmann 1´ ist das nach Jürgen Klinsmann benannte WM-Führungsmodell, das auf Vision, Eigenverantwortung und Stammplatzverzicht abstellt”.
Entsprechend heftig waren damals auch (vor der Fußball-WM) die Reaktionen in den diversen Vorträgen zum Prinzip Klinsmann: Vor allem nach dem hoch verlorenen Vorbereitungsspiel gegen Italien war man sich einig, dass dieser Trainer mit viel Glück allenfalls ein kleines Strohfeuer in der Vorrunde abfeuern würde.
So ganz falsch war die damalige Kritik vielleicht nicht und deshalb wird es jetzt wirklich interessant: Denn jetzt werden wir sehen, wie es weitergeht. Kann eine „visionäre” Führungskraft mit einem transformationalen Führungsstil wirklich den Alltag gestalten, zu dem wöchentliche Bundesligaspiele, DFP-Pokal und internationale Auftritte gehören, also sowohl die Vorbereitung auf Gegner vom Niveau Amateurverein bis hin zu europäischen Top-Teams. Und ein tägliches Training, dass ebenso passen muss wie intensiver Pressekontakt und der Umgang mit dem Trio „Beckenbauer-Hoeneß-Rummenige”.
Dazu hat Jürgen Klinsmann zwei Optionen: Entweder spielt er ein Jahr nach „Prinzip Klinsmann 1″ den distanzierten Visionär (transformational) und überlässt die tägliche Arbeit (transaktional) einem Co-Trainer. Oder aber er bringt sich vier Jahre voll und permanent ein, was zu einem noch näher zu definierenden „Prinzip Klinsmann 2″ führen würde. Auch wenn die meisten Kommentatoren offenbar zur erstgenannten Variante neigen, wagt der Anhalter durch die Arbeitswelt eine andere Prognose: Jürgen Klinsmann wird sein Repertoire additiv um transaktionale Elemente der Routine und der „permanenten Führung” erweitern. Und dadurch wird er wirklich zu einem neuen Vorbild für die zeitgemäße (Top)-Führungskraft. Darüber werden dann auch die skeptischen Management-Hochglanzmagazine nicht hinwegsehen können.
Nur leider müssen wir jetzt bis zum Herbst warten …. und werden uns dann sicher im Stadion einmal treffen.
P.S.: Douglas Adam zeigt uns in seinem Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis”, wie schwierig es ist, in einem Reiseführer das Thema „Führung” sinnvoll und inhaltsreich zu thematisieren. „Arthur Dent sah unter <Führung> nach, wo es <Siehe unter Rat> hieß. Daraufhin sah er unter <Rat> nach, wo es <Siehe unter FÜHRUNG> hieß.”
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